Chronik des Silberhaus

Wenn man vom Silberhaus spricht, dann wissen die wenigsten, daß es zwischen Platte und Hoher Mätze gleich drei Häuser dieses Namens gab. Günther Lang, der Tröstauer Ortschronist, hat nach aufwendigen Recherchen die Geschichte, vor allem die der beiden Vorgänger des heutigen Silberhauses, nachgezeichnet. Er stieß dabei auf allerlei hochinteressante Begebenheiten über diese ehemaligen Waldwärterwohnungen.

Wandert man auf dem Höhenweg, dem Wanderweg, der mit einem weißem H auf rotem Grund markiert ist, vom jetzigen Silberhaus in Richtung Platte, so gelangt man nach rund 20 Minuten zu der Stelle, an der das erste Silberhaus stand.Vor Jahren noch markierten fünf alte Buchen und Ahornbäume den Umgriff des ehemaligen Gebäudes. Derzeit sind nunmehr Ruinen zu finden. Damit das erste Silberhaus nicht in Vergessenheit gerät, hat die Ortsgruppe Tröstau des Fichtelgebirgsvereins am 2. November 1985 dort einen Granitfindling aufgestellt. Die von Willi Illing aus Leupoldsdorf gestaltete Inschrift lautet: „Altes Silberhaus bis 1868“. Vor allem dem ehemaligen Oberförster Hans Herrmann, der das regvier um das alte Silberhaus innehatte, ist es zu verdanken, dass der mannshohe Gedenkstein aufgestellt wurde.

Wenn man vom Silberhaus spricht, dann wissen die wenigsten, daß es zwischen Platte und Hoher Mätze gleich drei Häuser dieses Namens gab. Günther Lang, der Tröstauer Ortschronist, hat nach aufwendigen Recherchen die Geschichte, vor allem die der beiden Vorgänger des heutigen Silberhauses, nachgezeichnet. Er stieß dabei auf allerlei hochinteressante Begebenheiten über diese ehemaligen Waldwärterwohnungen.

Wandert man auf dem Höhenweg, dem Wanderweg, der mit einem weißem H auf rotem Grund markiert ist, vom jetzigen Silberhaus in Richtung Platte, so gelangt man nach rund 20 Minuten zu der Stelle, an der das erste Silberhaus stand.Vor Jahren noch markierten fünf alte Buchen und Ahornbäume den Umgriff des ehemaligen Gebäudes. Derzeit sind nunmehr Ruinen zu finden. Damit das erste Silberhaus nicht in Vergessenheit gerät, hat die Ortsgruppe Tröstau des Fichtelgebirgsvereins am 2. November 1985 dort einen Granitfindling aufgestellt. Die von Willi Illing aus Leupoldsdorf gestaltete Inschrift lautet: „Altes Silberhaus bis 1868“. Vor allem dem ehemaligen Oberförster Hans Herrmann, der das regvier um das alte Silberhaus innehatte, ist es zu verdanken, dass der mannshohe Gedenkstein aufgestellt wurde.

Nach dem Bau der Maintalstraße wurde das zweite Silberhaus auf einem Sattel zwischen Hoher Mätze und Platte gebaut. Es wurde 1868 als Dienstwohnung des Forstamtes Fichtelberg für den Dienststelleninhaber Silberhaus errichtet. Das zweite Silberhaus liegt 711 Meter hoch nahe der europäischen Wasserscheide. Es diente einem staatlichen Forstbeamten als Wohnung. Dieser bewirtete auch Fremde mit Speisen und Getränken. Auch hielten Wanderer im Silberhaus Einkehr. Das Forsthaus war umschlossen von Brunnenhaus, Felsenkeller, Scheunen und Garten. Das auf der Wetterseite verschieferte und am Giebel von einem Hirschgeweih gezierten Haus, erhebt sich frei über dem Straßenniveau. Tische und Bänke unter großkronigen Laubbäumen luden zur Rast inmitten des dunklen Nadelwaldes ein.

Einen großen Tag erlebte das zweite Silberhaus im Sommer 1905, genauer gesagt am 20. Juni dieses Jahres: Zu dieser Zeit hatte in Bayreuth unter dem Protektorat des Prinzen Ludwig eine Tagung des Bayrischen Kanal-Vereins stattgefunden. Im Anschluss an die Tagung nahm der Prinz eine Einladung zu einer Wagenfahrt durch das Fichtelgebirge an. Bisher hatte von den bayrischen Königen nur Maximilian II. das Fichtelgebirge besucht. Die Tagesfahrt, an der 25 Landauer (zwei- oder vierspännige viersitzige Kutschenwagen mit nach vorne und hinten abklappbarem Verdeck) teilnahmen, fand bei herrlichem Wetter statt. Sie führte von Bayreuth über Berneck, Bischofsgrün, das Silberhaus, Tröstau und Wunsiedel nach Alexandersbad. In Berneck wurde das Mittagsessen und in Bischofsgrün der Kaffee eingenommen. Auf dem Silberhaus sollte nachmittags um 16 Uhr ein Imbiss gereicht werden.

In fiebriger Erwartung des blaublütigen Gastes waren Beamte des Forstamtes Wunsiedel und die Lehrer der dortigen Waldbauschule samt Schülern bereits vor 14 Uhr zur Stelle. Schon wehten mächtige Flaggen mit den Bayernfarben im Sommerwind, schon hatten Waldarbeiter und Holzhauer die Dekoration aus frischem Tannengrün an der Giebelfront des Silberhauses fertiggestellt. Dazwischen prangte ein kapitaler Zwölfender, den der königliche Förster Grimm aus Furthammer erlegt hatte. Prächtige Hirschgeweihe, Rehgehörne und andere Jagdtrophäen umrahmten das seltene Stück.

Inmitten des beschatteten Vorplatzes war eine Prinzenlaube für den Wittelsbacher errichtet. Die jüngeren Schüler brachten frische Blumen, Siebenstern und Vergissmeinnicht, zu Begrüßungssträußchen gebunden. Eine vor dem Haus aufgestellte, vom Forstpersonal samt Waldbauschule gebildete Jagdgruppe sollte den Prinzen begrüßen. Ihre Probeaufstellung nahm einige Zeit in Anspruch. So war es 15 Uhr geworden, bis alles bereit war für den Empfang.

Jetzt war es so weit. Ein Berittener kommt angesprengt. Sein wehendes Tuch verkündet: Sie kommen! Jagdhörner gellen, Kommandorufe ertönen, im Nu sammelt sich alles vor dem Haus.

Schon kommt die vorderste Wagenreihe um die Wegbiegung und nähert sich rasch. Im ersten Wagen ein Weißbärtiger, Prinz Ludwig. Der Wagen steht. Mit einer leichten Verbeugung grüßt der hohe Herr die Umstehenden. Alles steigt aus. Der königliche Forstmeister Dr. Behringer stellt dem Prinzen die Begrüßungsgruppe vor. Nach ihm spricht dessen sechsjähriger Sohn ein Gedicht und überreicht dem Prinzen einen Begrüßungsstrauß. Danach huldigt der Forstmeister dem Prinzen mit einem kernigen Waidmannsspruch, dessen hundertstimmiges Horrido in lautem Echo widerhallt.

Nun wendet sich Prinz Ludwig an die Jagdgruppe. „ Wer hat den kapitalen Hirsch da oben zur Strecke gebracht?“, fragt er. „Hier, Förster Grimm, königliche Hoheit“ , lautete die Antwort. „Gratuliere! Grimm? Einer dieser Namen war`s doch, der mich als Verwundeten bei Helmstadt anno 1886 aus dem Gefecht geleitete.“ „Das war mein Bruder, jetzt Förster außer Dienst.“ „So, grüßen Sie Ihren Bruder!“

Dan spricht der Prinz zu dem Ihm am nächsten Stehenden, einem ergrauten Waldwärter. Dann kommen alle an die Reihe: Amtsvorstände, Assessoren, Förster, Forstarbeiter und Waldbauerschüler. Mit einem Dank für die schöne Ehrung schließt der Prinz den offiziellen Teil. Dann folgt der gemütliche Teil.

Zahlreiche dienstbare Geister sind bemüht, den hohen Gast und sein illustres Gefolge zu bewirten. Dann schmausen alle wacker, Hoch und Niedrig, Fremde und Einheimische. Auch die Forstarbeiter und Schüler lassen es sich schmecken. Bald herrscht an den Tischen beste Stimmung. Lange Schwaden Zigarrendampf und Tabaksqualm steigen von der Gesellschaft auf.

Doch rasch ist die schöne Stunde vorüber. Ein Erinnerungsbild vom Prinzen im Landauer vor dem festlich geschmückten Silberhaus wird noch gemacht. Dann erscheint ein Hofmarschall, um zu melden, dass es Zeit zum Aufbruch sei. Noch ein Händeschütteln und unter Heil- und Hochrufen setzt sich das Gefährt langsam Richtung Tröstau in Bewegung.

Prinz Ludwig wurde der letzte Bayernkönig Ludwig III, der von 1913 bis 1918 regierte. Er wurde am 7. Januar 1845 geboren und starb am 18. Oktober 1921 in Ungarn.

Der Fracht- und Fuhrwerksverkehr, der auf dem Silberhaus bis Ende des vorigen Jahrhunderts herrschte, ging 1894 seinem Ende entgegen. Der Grund war die Eröffnung der Fichtelberger Bahn. An seine Stelle traten die Wanderer und Naturfreunde. Die Zahl der Wanderer wuchs ständig, da der Fichtelgebirgsverein das Gebirge immer weiter erschloß.

Das Silberhaus wurde so zu einem touristischen Zentrum, denn dank der günstigen Lage konnten die Wanderer diese Gastwirtschaft nicht nur vom Schneeberg, auch vom Ochsenkopf, Kösseine, Platte, Fichtelsee, Weißmainfelsen, Fichtelberg und Bischofsgrün leicht erreichen. Natürlich bot das Silberhaus damals wie heute nur Bewirtschaftung für Durchreisende, meist für sogenannte „Kammwanderer“, die den Höhenweg benutzten.

Schon vom alten Silberhaus wird berichtet, dass der Waldwärter einfache Speisen und Getränke anbot. Man darf annehmen, dass auch im neuen Silberhaus für die Verpflegung bestens gesorgt war.

Nachweislich stellte der königliche Forstwart Friedrich Riedel am 25. Mai 1904 den „Antrag auf dem Waldhaus Silberhaus um Genehmigung zur Wirtschaftsführung. Verabreichung von Speisen und Getränken“ an Forstpersonal, Touristen, Waldarbeiter und Holzfuhrleute durch seine Frau Babette, geborene Bruckner. Den gleichen Antrag stellt einige Jahre später auch Riedels Nachfolger, Ludwig Pieler, königlicher Forstwart. Er bewirtschaftete das Silberhaus ab dem 19. September 1907. Acht Jahre später stellt der königliche Waldwärter Georg Fuchs in Tröstau einen Antrag auf Schankerlaubnis.

1923 übernahm Egidius Kastl als Forstaufseher die „Forstaufsichtsstelle“ im Silberhaus. Ein Jahr später stellten er und seine Frau Rosina einen Antrag auf Weiterführung der Wirtschaft. Schöne Zeiten waren es, so wurde es überliefert, als der „alte Legat“ und seine Frau das Silberhaus bewirtschafteten.

Die Frau des Oberforstwartes, Anna Kastl, übernahm 1953 die Gaststätte, am zweiten Weihnachstfeiertag 1964 eröffnete Margarete Steinkohl die Wirtschaft erneut. Ihr Mann, der der Waldfacharbeiter Franz Steinkohl, kaufte das Silberhaus vom Forst.

1966 wird das zweite Silberhaus nach fast genau 100 Jahren abgerissen.

Als 1966 das „zweite Silberhaus“ abgerissen wurde, zögerte man nicht lange und begann mit den Bauarbeiten am „dritten Silberhaus“. Der Neubau ging zügig voran. Schon am 13.Juli 1967 konnte der Besitzer Franz Steinkohl den Gasthof wieder eröffnen. Ein großer Parkplatz, eine Terrase und moderne Fremdenzimmer sollen noch mehr Gäste zu der Wirtschaft locken, die durch die gutbürgerliche Küche bekannt wurde.

25 Jahre später traten Probleme mit der Abwasserbeseitigung auf, da die Kläranlage überlastet ist, nachdem das Fichtelgebirge seit der Grenzöffnung in der Mitte Europas liegt. Ganze Busladungen machen hier auf dem Weg nach Karlsbad oder Eger ein letztes Mal Rast auf deutschen Boden. Mehr Wanderer als je zuvor stärken sich auf ihrer Tour am Höhenweg.

Am27.Oktober 1993 überraschte Bürgermeister Xaver Ottner aus Tröstau die befreiende Botschaft vom bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr: 550.000 Mark Zuschuß für den Anschluß des Silberhauses an die Kanalisation der Gemeinde Nagelwaren sicher. Rund zwei Kilometer lang wird der Kanalanschluß, der am 30. November 1994 fertig gestellt sein muß.

Vor 125 Jahren, als das Silberhaus an seinen heutigen Stelle verlegt wurde, sprach man noch von einem einsamen und verlassenen Wirtshaus an der Maintalstraße. Nur ein Holzfuhrwerk passierte ab und zu die Gastwirtschaft, Waldarbeiter und einige Wanderer kehrten ein.

Auch die reichhaltige Speisekarte, in Leder gebunden, ist eine Erungenschaft der Neuzeit. Wie hieß es doch früher noch: Der Waldwärter verabreichte einfache Speisen und Getränke vorausgesetzt, er war .

Eine Chronik von Günther Lang, Tröstau

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